Die beiden Container an der Giebelseite des ehemaligen DRK-Pflegeheims in Belgern füllen sich schnell. Reichlich Bauschutt wird hier per Schippe durch die offenen Fenster geschaufelt. Draußen reihen sich die alten Sanitäreinbauten, innen lehnen die ausgebauten alten Zimmertüren dicht an dicht. Wird auf der einen Seite des Flures im Erdgeschoss noch alter Fußboden entfernt, sind auf der anderen Seite bereits die Maurer zu Gange. Täuscht der Eindruck oder will die Evangelische Schulgemeinschaft Niederlausitz hier schon im kommenden Sommer ihre Erstklässler begrüßen?
„So schnell wird das alles sicherlich nicht gehen“, sagt Stefan Branig, der Geschäftsführer der Schulgemeinschaft, im Gespräch mit der Torgauer Zeitung. Obgleich seit wenigen Tagen mit Hochdruck an der Sanierung des Gebäudes am Ortsausgang in Richtung Neußen gearbeitet werde, sei der Zeitdruck überschaubar. „Es hat sich nichts daran geändert; die Erstklässler werden im Sommer zunächst im Gebäude der örtlichen Oberschule unterrichtet. Inklusive einer notwendigen Hortkapazität werden dafür zwei Klassenräume freigehalten“, erläutert Branig.
Der Kauf der seit Jahren leerstehenden Immobilie war erst kurz vor Weihnachten notariell unter Dach und Fach gebracht worden, nachdem im Kreisausschuss am 22. September darüber beraten worden war. Für 70000 Euro wechselte das Grundstück den Besitzer. Noch einmal knapp 200000 Euro wird die Schulgemeinschaft über den Daumen gepeilt in das Gebäude investieren, damit hier im übernächsten Sommer Einzug gefeiert werden kann.
Um die Schaffung der notwendigen Hortplätze kümmert sich der Freie Träger in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und dem Landesjugendamt selbst. Im Zuge einer zu Grunde liegenden Bedarfsplanung hatte der Stadtrat noch Anfang November des vergangenen Jahres seine Zustimmung für eine Betriebserlaubnis verwehrt. Begründung: In Belgern-Schildau gebe es bereits in den kommunalen Horteinrichtungen genügend Betreuungsplätze. Hauptamtsleiterin Katrin Benndorf sprach damals auf Nachfrage von Stadträtin Dr. Sibylle Harsch (B90/Grüne) von möglichen finanziellen Nachteilen. Diese hätten der Stadt dann gedroht, wenn die Schulgemeinschaft ihre von der Stadt zugesagten Hortplätze nicht voll bekomme.
Trotz eines überdeutlichen Neins des Stadtrats (15 Stimmen) und all den Diskussionen über eine Konkurrenzsituation der beiden Grundschulen in Belgern sieht Stefan Branig das Verhältnis zur Stadt weiterhin auf einer guten Basis. Man habe bislang vieles erreicht. Wie gut man mittlerweile zusammenarbeite, zeige sich auch an einem Beispiel, das rein gar nichts mit Schule oder Hort zu tun habe: So habe die Schulgemeinschaft ihre Unterstützung zugesagt, gemeinsam mit der Stadt an einer Lösung für das derzeitige Fährproblem zu stricken. In diesem Zusammenhang ließ jüngst eine Meldung aus dem Landratsamt aufhorchen.
Auch Landrat Kai Emanuel hatte mit Blick auf die Wiederaufnahme des Fährbetriebs zur kommenden Radfahrsaison eine kurzfristige Unterstützung zugesagt. Auf langfristige Sicht will Emanuel auch die Eingliederung der Fähre in den Öffentlichen Personennahverkehr nicht ausschließen – dann jedoch nicht mehr unter Trägerschaft des Kommune Belgern-Schildau sondern unter der des Landkreises Nordsachsen.